Noehren, Hamill und Davis haben in ihrer großangelegten Langzeitstudie mit 400 weiblichen Läufern nach Prädiktoren im Laufbild gesucht, mit denen sich das Auftreten von patellofemoralen Schmerzen, auch patellofemoral pain syndrome oder PFPS (Schmerzen im Bereich der Knieschiebe) vorhersagen lässt. PFPS gehört zu den häufigsten Verletzungen im Laufsport mit einer hohen Relevanz, da die Probleme in der Regel lange anhalten, selbst bei Follow-up Untersuchungen 5- bzw. 20 Jahre nach dem Auftreten leiden manche Patienten noch an Schmerzen. Weiterhin ist das Risiko erhöht, später eine Gelenksarthrose zu entwickeln, wenn PFPS schon im jungen Alter auftritt.

PFPS

Patellofemorales Schmerzsyndrom, Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Patellofemoral_pain_syndrome

Gründe für das Auftreten wurden bisher unter- und oberhalb des betroffenen Kniegelenks gesucht. Lange Zeit wurde eine übermäßige Pronation im Unteren Sprunggelenk als Ursache diskutiert. Erstaunlicherweise gibt es jedoch kaum verlässliche Studien die diesen Zusammenhang untermauern. Anders sieht es bei der Bewegung im Hüftgelenk aus. Hier gibt es eine Reihe von Studien, die Zusammenhänge zwischen Hüftadduktion, Anziehen des Beins nach innen, und Hüftinnenrotation mit erhöhten Zugbelastungen an der Knieaußenseite sowie mit dem Auftreten von PFPS aufzeigen konnten. Allerdings sind diese Studien keine Langzeituntersuchungen sondern rückblickend bzw. Querschnittstudien.

Noehren et al. haben in ihre 2-jährigen Langzeitstudie 400 weibliche Läuferinnen (165km/Monat) ohne vorherige PFP Probleme einer Eingangslaufuntersuchung unterzogen und in regelmäßigen Abständen nach Laufpensum und Verletzungen befragt. Von den 400 Läuferinnen litten 38 an Schmerzen im vorderen Kniebereich, davon waren 34 laufbedingt. Davon wiederum wurden die 15 Läuferinnen in die Studie eingeschlossen, die ihrer Knieschmerzen medizinisch untersuchen lassen haben. Als Vergleichsgruppe wurden 15 unverletzte Läuferinnen herangezogen, die mit den Verletzten vergleiche Eigenschaften wie Alter und Laufleistung aufwiesen.

Was konnten die Autoren beobachten? Die Läuferinnen, die PFPS entwickelten, zeigten in ihrem Laufprofil erhöhte Hüftadduktion aber keine Unterschiede in Hüftinnenrotation oder Fußpronation. Als Erklärung für erhöhte Hüftadduktion wird häufig eine abgeschwächte Hüftabduktionsmuskulatur (Gluteus medius) diskutiert. Die Autoren schlussfolgern, dass Frauen mit erhöhten Hüftadduktionswerten beim Laufen ein erhöhtes Risiko für PFPS aufweisen und von daher vorbeugen sollten. Als Vorbeugung schlagend die Autoren die Kräftigung der Hüftabduktoren sowie das Umlernen des Laufmusters mittels Feedbacksystem oder Spiegellaufen in Frage.

Referenz

Noehren, B., Hamill, J., & Davis, I. (2013). Prospective evidence for a hip etiology in patellofemoral pain. Medicine and science in sports and exercise, 45(6), 1120–1124. doi:10.1249/MSS.0b013e31828249d2

Übermäßige Hüftadduktion beim Laufen erhöht Gefahr von patellofemoralen Schmerzen

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