In ihrer aktuellen Veröffentlichung mi Fachjournal Medicine & Science in Sports & Exercise haben Deaner et al. die Finisherzeiten von 91.929 Marathonläufer aus 14 Marathons untersucht. Ihre Forschungsfrage war, ob Frauen und Männer die erste Marathonhälfte schneller bzw. langsamer laufen. Generell gilt eine gleichmäßige Laufgeschwindigkeit als vorteilhaft für gute Marathonzeiten, insbesondere eine extreme Reduzierung der Geschwindigkeit in der zweiten Hälfte bedeutet häufig auf eine schlechte Performance hin.

Die Autoren der Studie berichten von deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschieden: So ist es im Vergleich zu Frauen zwischen 1,2x – 1,7x so wahrscheinlich, dass Männer die zweite Hälfte um mehr als 10% langsamer laufen als die erste. Diese Unterschiede finden sich in allen unterteilten Tempogruppen, also egal ob die Läufer den Marathon unter 3:00 Stunden (3:22h für Frauen), über 5:00h (5:36 für Frauen) oder zeitlich irgendwo dazwischen beendeten. Bei Läufern, die ihre zweite Hälfte extrem verlangsamten (mehr als 30% langsamer), liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Läufer eine Frau ist, nur bei ca. 33%.

Die Autoren untersuchten ebenfalls, ob die beobachteten Geschlechtsunterschiede vom Alter bzw. der Lauferfahrung abhingen. Aber auch wenn Alter, Lauferfahrung und Gesamttempo mit einem gleichmäßigeren Tempo zusammenhingen, zeigte sich der Geschlechtsunterschied auch, wenn man die Daten daraufhin bereinigte.

Welche Gründe könnte es für diese Ergebnisse geben? Als physiologischer Erklärungsansätze diskutieren die Autoren, dass Männer eine höhere Gefahr laufen, ihre Glykogenspeicher komplett zu entleeren, Frauen generell mehr Fettstoffwechsel als Kohlenhydratstoffwechsel verwenden sowie eine höhere Typ I Faserzusammensetzung haben als Männer. Hyperthermie, also Überhitzung, könnte eine weitere Erklärung sein, warum Männer in der zweiten Hälfte mit höherer Wahrscheinlichkeit langsamer werden. Neben diesen physiologischen Erklärungen diskutieren die Autoren aber auch, dass Männer evtl. eher dazu neigen, die Rennen schneller zu starten und eine risikoreichere Laufstrategie verwenden.

Referenz

Deaner, R. O., Carter, R. E., Joyner, M. J., & Hunter, S. K. (2015). Men are more likely than women to slow in the marathon. Medicine and science in sports and exercise, 47(3), 607–616. doi:10.1249/MSS.0000000000000432

Marathon: Im Vergleich zu Frauen werden Männer öfter langsamer in der zweiten Hälfte

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