Barfußlaufen oder mit minimalistischen Schuhen ist voll im Trend und wird damit beworben, dass Laufverletzungen insbesondere im Kniegelenk therapiert werden können. Doch schnell wurde deutlich, dass ein rapider Umstieg zum Laufen ohne Schuhe oder mit Minimalschuhen ebenfalls zu Problemen führen kann. In den letzten 5 Jahren ist die wissenschaftliche Literatur nahezu überflutet worden von Studien zum Barfußlaufen und Laufen in Minimalschuhen. Unter Läufern finden sich zwei Lager, die Anhänger und die Gegner des minimalen Laufens und selbst unter Wissenschaftlern kann man beinahe von verhärteten Fronten sprechen.Es wird keine allgemeine Entscheidung geben, ob Barfußlaufen nun besser als Laufen in Schuhen ist, doch Erkenntnisse, die für Läufer interessant sein können, finden sich immer wieder in den veröffentlichten Studien.

So auch in der aktuellen Studie von McCarthy et al., Barefoot Running and Hip Kinematics: Good News for the Knee?, erschienen im angesehenen Fachjournal Medicine & Science in Sports & Exercise. In ihrer Studie vergleichen die Autoren insbesondere die Bewegungen im Hüft- und Kniegelenk von weiblichen Freizeitläuferinnen beim Barfußlaufen im Vergleich zum Laufen in üblichen Laufschuhen.

Beim Barfußlaufen reduzierten die Läuferinnen in der frühen Stoßabsorptionsphase Hüftadduktion, Hüftinnenrotation und das Absinken des Beckens auf der Schwungbeinseite. Alle drei Parameter werden im der Entstehung von Überlastungsschäden im Kniebereich in Verbindung gebracht, wie wir schon in einem vorherigen Beitrag beschrieben haben. Weiterhin beobachteten die Autoren im Kniegelenk eine kleinere Bewegungsamplitude und kleine Knieflexionswinkel in der frühen Standphase und insgesamt – Ergebnisse die auf geringere Stressbelastungen im Patellofemoralgelenk hindeuten.

Die Autoren schlussfolgern, dass Barfußlaufen ein geeignetes Mittel zur Therapie bzw. Prophylaxe von Kniebeschwerden insbesondere bei weiblichen Läuferinnen darstellt, da diese als besonders gefährdet für Kniebeschwerden gelten, die durch das Bewegungsmuster im Hüftgelenk ausgelöst werden. Im Vergleich zur Wirksamkeit von Kräftigung der Hüftmuskulatur und Laufumlernen mittels Spiegel zeigt sich das Barfußlaufen effektiver als reine Kräftigung aber weniger wirksam als Laufumlernen. Als optimale Therapie bzw. Prophylaxe empfehlen die Autoren eine Kombination aus Laufumlernen und Barfußlaufen, um eine nachhaltige Stabilisierung der Beinachse zu erreichen.

Die Ergebnisse der vorgestellten Studie sind interessant und wirken plausibel, man sollte jedoch bedenken, dass es sich bei den Probanden der Studie um gesunde Läuferinnen handelte und alle Zusammenhänge zwischen dem Laufstil und Verletzungen bei dieser Studie nur über weitere Studienergebnisse hergeleitet sind. Um eindeutige Beziehungen zwischen dem Laufstil bzw. Veränderungen des Laufstils durch Schuhwerk und dem Auftreten von Laufverletzungen aufzuzeigen, bedarf es leider aufwändiger Langzeituntersuchungen, an den es bisher jedoch mangelt. Dennoch wecken diese Ergebnisse das Interesse, das Barfußlaufen weiter zu erkunden…

Referenz

McCarthy, C. Fleming, N., Donne, B. & Blanksby, B. (2015). Barefoot Running and Hip Kinematics: Good News for the Knee? Medicine & Sci in Sports& Exercise, 47 (5), 1009–1016.

Barfußlaufen – gut für’s Knie?

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